Cannabis als Medizin - eine Droge wird verordnungsfähig
Das sogenannte Cannabis-Gesetz ist 2017 deutschlandweit in Kraft getreten. Seitdem dürfen Blüten und -Zubereitungen der Cannabispflanze in begründeten Einzelfällen vom Arzt verordnet werden.
Schwer erkrankte Patienten ohne Therapiealternative können seit fast drei Jahren Cannabis auf Rezept erhalten. Beispielsweise, wenn sie an chronischen Schmerzen, Nervenschmerzen, spastischen Schmerzen bei multipler Sklerose oder an Rheuma leiden. Ebenso, wenn eine Appetitsteigerung bei Tumorerkrankungen oder AIDS angestrebt wird.
Wirkstoffe THC und CBD
Die medizinische Wirkung basiert auf dem in der Hanfpflanze enthaltenen Stoffen Delta-9-Tetrahydrocannabinol – THC – und Cannabidiol, CBD. Inhaliert, getrunken oder gegessen löst der Pflanzenstoff THC ein Rauschgefühl aus. Darüber hinaus wirkt er muskelentspannend sowie gegen Übelkeit und Brechreiz. CBD ist für seine entkrampfende, entzündungshemmende und brechreizlindernde Wirkung bekannt. Für den Effekt verantwortlich ist ein Cannabinoid- Rezeptor im menschlichen Gehirn, an den das THC andocken kann. Aktuelle Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass dieser Rezeptor möglicherweise eine wichtige Rolle dabei spielt, die Schmerzwahrnehmungen zu blockieren. Cannabis könnte demnach die Schmerzkontrolle deutlich verbessern.
Die Grenzen der Legalität
Der Eigenanbau von Cannabis bleibt in Deutschland verboten. In Zukunft wird Medizinalhanf durch eine staatliche Cannabisagentur kontrolliert angebaut werden. Bis entsprechende Strukturen aufgebaut sind, werden anspruchsberechtigte Patienten mit importiertem Cannabis aus den Niederlanden und Kanada versorgt. Aktuell verfügen rund 1.000 Patienten in Deutschland über eine Ausnahmeerlaubnis zum Erwerb von Cannabis zu therapeutischen Zwecken.
PRO
Befürworter argumentieren, dass es durch Cannabinoide zu beachtenswerten Symptomlinderungen kommen kann. Bei den betroffenen Patienten scheinen herkömmliche Schmerzmittel nicht ausreichend zu wirken, Cannabis- Produkte hingegen schon. Dazu gehören vor allem Krebspatienten in der Palliativtherapie, Menschen mit multipler Sklerose, einer Querschnittslähmung oder Nervenverletzung sowie HIV-Kranke. Zudem wirke sich die Legalisierung von Cannabis-Produkten positiv auf die Qualität aus, da durch eine staatliche Cannabis-Agentur Anbau und Reinheit des Hanfes kontrolliert werden können. Vor allem das auf dem Schwarzmarkt erworbene Cannabis sei oft mit anderen Substanzen gestreckt und verunreinigt. Die Patienten müssten sich nicht mehr dem Risiko aussetzen, sich selbst zu gefährden und den Erfolg der Therapie aufs Spiel zu setzen.
CONTRA
Kritiker monieren vor allem die hohen zusätzlichen Kosten, die durch eine Legalisierung von Cannabis-Produkten auf das Gesundheitswesen und die Beitragszahler zukommen. Auch würden ausreichend klinische Studien, die die Wirksamkeit von Cannabis zu therapeutischen Zwecken belegen, fehlen. Liegen diese Ergebnisse vor, könnten Ärzte besser beurteilen, ob Cannabis eine adäquate Alternative zu Opiaten darstellt.
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